Das Pferd ist ein Steppentier und dessen Verdauungssystem ist auf das Verwerten von energiearmen, zellulosehaltigen Futtermittel spezialisiert. Der Stoffwechsel ist also im Wesentlichen auf die langsam verdaulichen Strukturkohlenhydrate wie Zellulose oder Hemicellulose ausgelegt. Diese treten folglich eher langsam in das Blut ein. Beim artgerecht ernährten Pferd spielen Zucker und Stärke eher eine untergeordnete Rolle in der Ernährung.
Nun kommt unsere Idealvorstellung vom Pferdefutter. Immer noch werden vielerorts sehr grosse Mengen an Kraftfutter verfüttert, damit das Pferd „gross und stark“ wird und schön glänzt. Dabei enthalten die meisten Mischfutter – sogenannte Pferde Müsli – thermisch aufgeschlossene Getreide; das bedeutet, dass die Stärkemoleküle durch Hitzebehandlung zerkleinert werden. Die so aufgeschlossene Stärke ähnelt chemisch gesehen dem Zucker und gelangt noch schneller ins Blut. Zusätzlich haben viele Pferdefutter und somit Pferdemüsli reichlich Lockstoffe, die das Futter schmackhaft machen: Apfel, Pektin, Apfeltrester, Melasse, usw. Auf diese Weise steigt der Blutzuckerspiegel noch mehr und schneller in die Höhe.
Auf solche schnellen und häufigen Blutzuckerschwankungen ist der Organismus des Pferdes jedoch nicht ausgelegt. Um wieder auf seinen normalen Blutzuckerspiegel zurück zu kommen, benötigt ein Pferd ca. sechs Stunden nach einer Zuckergabe – in diesem Fall Kraftfutter bzw. Müsli. In der Regel erhalten die Pferde drei Mal am Tag Kraftfutter, so dass sie die nächste Mahlzeit schon zu sich nehmen, bevor sich der Blutzuckerspiegel normalisieren konnte. Folglich kommen der Blutzucker- sowie der Insulinspiegel gar nicht mehr in den „Normalbereich“ zurück. Wenn dieser Zustand eine Weile anhält, dann fahren die Rezeptoren der Muskel- und Leberzellen ihre Empfindlichkeit für Insulin zurück – Insulinresistenz (Diabetes Typ II) ist die Folge.
Die betroffenen Pferde müssen also wieder für das Insulin sensitiv werden. Aus der Sicht der Naturheilkunde gibt es einige Möglichkeiten Pferde mit Insulinresistenz zu unterstützen: mit pflanzlichen Mitteln, mit Mikronährstoffen und mit Vitalpilzen. Wenn ihr also Fragen hierzu habt, dann meldet euch ungeniert.
Alternativen: getreidefreies Pferdefutter und Kräutermischungen
Am gesündesten ist es also, wenn es gar nicht soweit kommt… Grundsätzlich benötigen unsere Freizeitpferde gar kein Kraftfutter, sondern am besten 24h Heu . Wenn das aber aus diversen Gründen nicht machbar ist, gibt es auch Alternativen dazu in Form von getreidefreiem Pferdefutter bestehend z.B. aus Esparsette was besonders bei älteren Pferden oder bei Schwerfuttrigkeit ideal ist. Ein getreidefreies Pferdefutter kann aber auch aus saisonalen Kräutern bestehen. Ein kleiner Tipp: Wenn euer Pferd kein getreidefreies Futter mag, dann sind besonders im Winter eine Handvoll ganze Sonnenblumenkerne eine willkommene Abwechslung und Beschäftigung .
Zusätzlich ist es wichtig, auf Mineralien für Pferde ohne Melasse bzw. mit einem geringen Melassen Anteil zu achten. Das ist auch notwendig, damit die Pferde die Mineralien nur zu sich nehmen, wenn sie es auch benötigen.
Das ist die Auswirkung von zu stärkehaltigem Futter auf den Blutzuckerspiegel der Pferde. In einem weiteren Beitrag erkläre ich gerne, was genau bei zu hohen Kraftfuttergaben im Darm passiert und welche Auswirkungen das haben kann.
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